Schaurig und lustig. – Im Frotteeschlafanzug.

Es gibt ja so Leute, die greifen manchmal bei ihrem Kaffee auf Amaretto zurück. Den gießen sie dann dazu und nennen das Ganze einfach „Café Mafioso“.  Sowas hab ich ehrlich gesagt noch nie probiert, aber dass die Mischung von bitterem, schwarzem mit etwas süß anmutendem gut funktioniert, ist mir – Achtung jetzt kommt das Ende der Schleife – spätestens seit Edgar Wallace bekannt. Als ich als mich als kleiner Junge in meinem Frotteeschlafanzug hinter einem Sessel versteckte, damit bloß nicht bemerkt wird, dass der Lütte noch nicht im Bett liegt, hatte das einen Grund: In den 70er Jahren waren Filme wie „Der Hexer“ oder „“Das indische Tuch“ ein Highlight. Für damalige Verhältnisse war das absolut gut gemachte Krimiunterhaltung gepaart mit Humor, der meistens durch Eddy Arrent in`s Spiel kam. Nun war ich allerdings ein früher Edgar Wallace – Fan, gefangen im Frotteeschlafanzug eines Neunjährigen mit Eltern, die nichts mochten, was mit „Mord und Totschlag“ zu tun hatte, wie sie es nannten. Akzeptiert wurde lediglich der Musikantenstadl, das Ohnsorg – Theater und auch sonst alles, was mich spätestens gegen 21 Uhr einschlafen ließ. Also versuchte ich, so lange wie möglich wenigstens einen Blick auf den Anfang des Edgar Wallace – Films  zu erhaschen. Wenigstens so lange, wie die Erwachsenen noch in irgendein Gespräch darüber vertieft waren, ob eigentlich die Garage schon jemand abgeschlossen hat. Und irgendwann war es dann soweit. Der Lütte muss in`s Bett. Wieso ist der noch nicht im Bett? Mein Flehen, mich den Film schauen zu lassen und alle Verhandlungen bis runter auf „wenigstens 10 Minuten“ half nichts. „Da kannst du heute Nacht nicht schlafen, weil die Banditen bei Dir vor dem Bett stehen“ hieß es. Kenner wissen natürlich, dass Edgar Walace sicher gruselig war. Schaurig. Wie der Nebel da beim indischen Tuch so gekonnt von der Seite vor das Bild eines Schlosses gepustet wurde, weil das Geld für Außenaufnahmen vor einem echten Schloss einfach nicht reichten. Allein das zaubert mir gleich zu Beginn de Films noch heute ein Lächeln auf`s Gesicht. Inzwischen trage ich keine Frotteeschlafanzug mehr, ich darf es mir mit einem Glas Spätburgunder auf einem Sofa bequem machen, und ich muss noch nicht einmal pünktlich um 20.15 Uhr vor dem Fernseher sitzen, um diese hohe Kunst deutscher Kriminalkomödienunterhaltung zu genießen. Die guten Filme laufen übrigens noch nicht bei den Streamingdiensten. Und manchmal habe ich das Pech, dass auch die DVD aus meiner Sammlung aus irgendwelchen Gründen nicht oder nur ohne Ton am Fernseher abgespielt werden kann, den ich per HDMI-Kabel mit meinem PC verbunden habe. Und wenn alles funktioniert muss ich mir dann noch das mitleidige bis amüsierte Lächeln meiner Familie über mich ergehen lassen, wenn dann alles funktioniert, aber wenn dann alles läuft ist es klasse!

Und auf den Vorschlag meines Verlages hin war ich dann auch gleich von der Idee entzückt „mal was von Edgar Wallace zu schreiben.“ Das Urheberrecht ist ausgelaufen, und so ging`s dann auch schon los. Ich schrieb und schrieb und schrieb. Ich habe einige Personen abgewandelt, hier und da etwas Lokalkolorit, zeitgemäßeren Humor und eine Verstärkung der weiblichen Persönlichkeiten eingebaut, und als das werk dann fertig war, staunten wir nicht schlecht. Alle waren begeistert. Der Plausus-Verlag, der Breuninger-Verlag in der Schweiz und, und, und. Nun kann ich es natürlich kaum erwarten, bis der ganze Pandemie-Wahnsinn vorbei ist und ich mir dieses Spektakel im Theater ansehen kann. Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass ich auch die Grafik selbst anfertigen wollte. Die Außenaufnahme eines Schlosses unter Pandemiebedingungen war gemacht, das Bild bearbeitet, und ich überlege schon, wie ich meinen Abend im Theater zelebriere und wie ich an meine Kindheitsabende zurückdenke, während ich mir „mein“ indisches Tuch im Theater anschaue. Es muss ja nicht unbedingt im Frotteeschlafanzug sein.

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