„Högschte Disziplin!“

Zugegeben: Unsere Komödie „Fußballrausch und Liebesplausch“ ist eigentlich auf Wanne – Eickel, Schalke und allem, was drum herum so Fußball spielt, angelegt. Aber wen interessiert`s? Denn letztlich ist dieses Geschehen überall denkbar. Experten am Spielfeldrand gibt es überall und Mütter mit Sonnenbrille im Haar, Coffee to go – Becher in der einen und Smartphone in der anderen Hand, die ihre maximal geförderten Kinder anfeuern, ebenso. Übrigens drehen sich gefühlt 70% der Gespräche dieser Figuren um die viele Fahrerei zu Auswärtsspielen, und man hat ja schließlich noch anderes zu tun als Fußball – Taxi zu spielen (Augen auf bei der Hobby-Wahl).
Unsere Freude war natürlich groß, als wir von der Uraufführung unserer Komödie in Jogi`s Freiburger Heimat lesen durften. Ja sicher. Er selbst hat`s vermutlich nicht zur Kenntnis genommen, denn „Wir müssen au ääääh, sagen wa mal uns jetzt fokussieren auf die WM, da heischt es högschte Disziplin, ja? Dis isch klar. Un wer, sagen wa mal, nicht in der Vorbereitung schon seine maximale Leischtung abruft, ja, der muss dann schlussendlich au damit leben, dass er eben noch nicht, sagen wa mal, ganz so weit isch. Dis muss jedem klar sein“.

Also uns war dis…äh…das längst klar. Deshalb hatten wir auch beim Schreiben dieser Komödie die nötige Körperspannung. Und dennoch schien es uns wichtig, in der Nachbereitung zu unserem Stück unseren „Bundesjogi“ zu begleiten. Und deshalb ging`s diesmal zum Fußball-Länderspiel nach Düsseldorf zum Spiel Deutschland gegen Spanien. Übrigens: Wir hätten nicht gedacht, dass man sich bei geschlossenem Stadiondach vorkommt wie in einer großen Turnhalle. Dazu passten dann letztlich auch die Temperaturen von 16 Grad (Celsius!). Also haben wir in`s Hotel eingecheckt, uns beim Essen in einem direkt am Stadion angrenzenden Hotel schöööööön über den Tisch ziehen lassen und waren dann rd. zwei Stunden vor dem Anpfiff im Stadion. – Wie sich das gehört. Ja. Früh. Sicher. Schon klar. Aber es gibt so viel zu sehen. Die fein säuberlich auf dem Rasen angeordneten Nationalflaggen, die Sponsorenflaggen (is klar), und vergessen wir nicht das Heeresmusikchor von…. . Vergessen wir nicht` das Heeresmusikchor. Was soll ich sagen? Jogi war mal wieder soooo lässig. Hände in den Taschen, ein Catwalk über den Rasen. Danke reicht. Wenn ich das mache, sieht`s doof aus. Außerdem ist unser Rasen nicht so eben wie im Stadion, die eng geschnittene Hose steht mir nicht, und es geht gar nicht, wenn man sich vor allen Sonnenbrillen-Müttern lang macht und erst dann die Hände aus den Hosentaschen zieht. Geht gaaaar nicht! No way! Also genießen wir einfach die Situation. Saugen wir den Moment auf. Und – ich hätte es nicht geglaubt – das Ertönen der Nationalhymne zaubert mir Gänsehaut auf die Arme. Es ist kaum zu glauben, aber live ist das tatsächlich eine enorme Steigerung zum Fernsehen, wo es während der Nationalhymne schnell noch heißt „Geht los, seid ihr soweit? Wo sind`n die Salzstangen, ey, kann ja wohl nicht wahr sein“. Okay, das mit dem Catering ist natürlich beim Heimvorteil nicht zu toppen. Wenn du in der Halbzeit für zwei Brezeln und zwei Cola nach der fünfundvierzigsten Minute losmarschierst und in der zweiundsechzigsten Minute wieder an deinem Platz sitzt (gab nur noch Käsebrezeln). Aber hey, „Die Mannschaft“ spielt! Übrigens: Das Spiel endete eins zu eins. Ein völlig akzeptables Ergebnis. Dennoch habe ich im Nachhinein festgestellt: Ich hätte mit der Fußball-Komödie noch etwas warten sollen. Denn es gibt da doch noch einige Fragen, die noch nicht ausreichend aufgearbeitet sind. Wie kann es zum Beispiel sein, dass bei einer Gesamtzuschauerzahl von rund 50.000 gerade einmal 2.000 spanische Fans ausreichen, um mit ihrer La Ola-Welle die Stimmung für die restlichen 48.000 Zuschauer gleich mit zu übernehmen? Und das bei einem ausgeglichenen Spielstand von 1:1. Da stimmt doch vom Verhältnis her was nicht. Aber dann hab ich mir gesagt: „Manchmal haben wir das bessere Ecken- und Freistoßverhältnis und verlieren trotzdem. Von da her passt es wieder. Alles gut.“

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