Die Filous und das kleine Theater in Wahlstedt

Es mutet an wie eine Parallele des Theaters zum wahren Leben, wenn sich in schwierigen Zeiten bewahrheitet: Wir halten zusammen, wir bleiben zusammen, und wir packen das zusammen an, auch wenn es, wie hier, fünf Jahre dauert.

Aber der Reihe nach: Das Amateurtheater Filous in Wahlstedt hatte nach der Pandemie zusätzlich mit dem aufwendigen Umbau des Foyers zu kämpfen, und damit auch mit einer zumindest in diesem Ausmaß alles andere als beliebten Spielpause. Und weil es Menschen sind, die hier für Menschen spielen ist es ebenso menschlich, dass sich währenddessen auch altersbedingt Schauspielerinnen bzw. Schauspieler und Akteure von der Bühne verabschieden, die vielleicht  auch auf der Bühne noch gern ihren Abschied gefeiert hätten.

Wir haben in der Presse all das verfolgt, und als ich erfuhr, dass es meine Komödie „Resturlaub im Ladyhort“ sein wird, mit der nun die lang ersehnte Spielzeit wieder anlaufen soll, stand fest: Das lassen wir uns nicht entgehen. Schon weil wir bereits zwei meiner Komödien hier gesehen und genossen haben und uns der Spaß dabei in guter Erinnerung geblieben ist. Insgesamt sollte dies von meinen Komödien nun nach Pretty Belinda, Die Seniorenklappe, Funny Landing sogar bereits die vierte Komödie aus meiner Feder werden, und ja, natürlich fühlte und fühle ich mich gebauchpinselt, ich bin ehrlich. – Und jeder, der meint, dass er in der gleichen Situation etwas anderes behaupten würde, flunkert.

Was soll ich sagen? Das Theater ist ein Träumchen! Es war schon vorher imposant, aber  jetzt kann man sich davon überzeugen, dass dieser Theatergruppe, den Filous, mit einer solchen baulichen Leistung der verdiente Rahmen verliehen wird. Natürich ist es nicht das Theater nur dieses Ensembles und seiner fleißigen, krativen Hände vor und hinter der Bühne, das ist klar. Aber das Glück in einer solchen Atmosphäre und unter solch idealen Rahmenbedingungen spielen zu dürfen hat nicht jeder. Und doch muss man sagen: Das Ergebnis, das dem Zuschauer auf der Bühne geboten wird, passt dazu!

Das Stück ist, kurz gesagt, der Versuch, das alt werden für einen Abend lang auch einmal mit einem Augenzwinkern zu sehen. Ohne Angst vor Pflegeheimen, Bürokratie, Rollatoren, Krankheiten und all das, was mitschwingt, wenn das Thema mit dem Lebensabend auf das Tabelett kommt. Zu viel wird darüber geredet, debattiert, politisiert und vieles mehr, und ja: Das Thema ist wichtig. Aber darum geht es heute nicht. Denn in diesem Stück trennt sich im betagten Alter einfach nur die Ehefrau von ihrem Mann, und der Sohn bringt seinen Vater in einer Wohngemeinschaft unter. Und die hat es in sich, denn die besteht aus drei Damen, die sich entweder durch die Teilnahme an Medikamentenstudien ihre Rente aufbessern, sich nach wie vor für unwiderstehlich halten oder mit ihrer Hippie-Vergangenheit noch nicht abgeschlossen haben. Es ist schließlich eine Komödie, und für die, die das alt werden für ein trauriges Thema halten gilt es hier,  mal die  Traurigkeit in Fröhlichkeit zu verwandeln.

Und das ist gelungen! Erfrischend fand ich, dass die Bühne auch das ein oder andere angepasst oder geändert hat, was ich auch deshalb gut finde, weil es zeigt, wie sehr sich die Bühne mit dem Stück beschäftigt hat. Es hat das Textbuch nicht als Dogma gesehen, sondern das Stück zu ihrem Stück gemacht. Und das Publikum hat es dieser sympathischen, ideenreichen und ambitionierten Gruppe gedankt. Das Feedback lässt nicht lange auf sich warten, und das Publikum wird sofort vereinnahmt. Herzerfrischend!

In der Pause und auch nach dem Stück durften wir die Akteure kennen lernen und zwar samt aller, die daran mitgewirkt haben. Ich denke, wir haben alle den gleichen Humor, und es ist mir wichtig festzuhalten: Das ist nicht mein Ergebnis. Auch wenn es eines Textes bedarf. – Dies ist das Ergebnis aller, die daran mitgewirkt haben. All die, die helfen, spielen, bauen, basteln, Gläser einschenken und die Social Media – Bedarfe bedienen.

Sollte hier nochmal ein Stück aus meiner Feder gespielt werden bin ich dabei. Menschen brauchen immer Menschen. Sie taten uns jedenfalls gut, die Filous und das Kleine Theater Wahlstedt. Danke für diesen schönen Abend! Euer Bernd Spehling

 

 

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