Theaterstücke und die Winterzeit. Denkt dran: Winterzeit ist Kapuzenzeit!

Dezember. Es sind Zeiten, in denen wir uns kurz vor Weihnachten mit einer Gestalt beschäftigen, die uns Respekt einflößt. Einer Gestalt in einer langen Kutte und einer großen, spitz zulaufenden Kapuze auf dem Kopf. Er ist selten zu sehen. Eigentlich gar nicht. Man spricht nur über ihn und dann erscheint er. Ganz plötzlich. Er hat sich nicht angekündigt, und dann auf einmal ist er da. Seine Stimme brummt tief, wenn er spricht. Aber er spricht wenig. Das macht ihn so unheimlich, denn man weiß nie, was er vorhat. Wie auch, wenn er kaum was sagt? Ihr wisst längst, von wem die Rede ist, richtig, es ist: Der schwarze Abt!
Er ist neben „Das indische Tuch“ für mich die am besten gelungene Kriminalkomödie aus der Edgar Wallace – Reihe, nun bringe ich ihn als Theaterstück auf die Bühne, und ich habe mich schnell dazu entschieden, mit einer Fassung als Theaterstück zu beginnen, die sich besonders für eine Inszenierung im Freilichttheater eignet. Als Theaterstück im Freilichttheater. Warum, das liegt auf der Hand: Da ist zu Beginn des Theaterstücks das Bühnenbild, das im Freilichttheater alle Freiheiten für ein solches Theaterstück liefert: Für die Darstellung der Abtei, des Schlosses des Lord Chelfords, des Jagdschlosses und der dazu gehörigen Räumlichkeiten, die uns durch das Drehen der Stellwände blitzschnell an unterschiedliche Orte des Geschehens bringen.
Und dann wären da noch die verschiedenen Handlungen, die uns die verschiedensten Motive liefern, wer es denn nun sein könnte, der unter diesem gruselig anmutenden Gewand steckt und munter auch in einem Theaterstück drauf los mordet.
All das macht den schwarzen Abt aus, und doch liefert diese für das Theater als Theaterstück geschriebene Fassung mehr, als das Buch und / oder der Film: Denn einer der signifikanten Unterschiede findet sich in meiner Fassung als Theaterstück bereits in der Rollenverteilung, bei der auch die weiblichen Rollen um einiges unterhaltsamer daherkommen als im Original. Ohne zu viel zu verraten verkörpern die Frauen in meiner Fassung ihre sträfliche Unterschätzung, sind sie schließlich doch oft um ein Vielfaches cleverer als ihre männlichen Mitstreiter. Und gerade weil und gerade wie diese darauf reagieren, wird dem Publikum ein Lachen in`s Gesicht zaubern, das schon kurz darauf in einem Nachdenken mündet, denn vieles davon hat sich bis heute nicht geändert, dabei ist diese Geschichte immerhin 60 Jahre her.
Eine Leslie Gine, die als Werk ihres Bruders – zudem aus finanzieller Not heraus – mit einem Lord verlobt wird, kennen wir bestenfalls aus Mittelalterfilmen, aber hier und jetzt? In einem modernen Theaterstück? Auch der Arzt der Chelfords, Dr. Loxon ist im Original natürlich ein Mann. In meiner Version ist es eine Ärztin. Warum auch nicht? Aber in den Wallace – Originalen sind die Taktgeber, die Denker, die Ermittler überwiegend die Herren der Schöpfung, den Damen kommt stets die Rolle der auf eine echte Verlobung hoffenden, der nach männlichem Schutz suchenden, der bevormundeten und der manchmal schon nervtötend Dauerängstlichen zu. Damals bei der Zielgruppe absolut akzeptiert und nicht nur toleriert. Sicher. Aber heute? Wäre das nicht auch eine Gelegenheit etwas zeitlichen Kolorit zu wagen, auch schon thematisch in einem Theaterstück anzuspielen auf das ein oder andere, das auch Edgar Wallace gefallen würde, weil es mit Bedacht und vor allem mit Humor daherkommt? Ich denke, die Gelegenheit ist günstig, und es wird darauf ankommen, Edgar Wallace zu erhalten, nicht neu erfinden zu wollen aber die wenigen Möglichkeiten eine Anspielung auf die „Jetztzeit“ zu wagen, auch zu nutzen. Intern haben wir uns übrigens auch überlegt, dieses Freilicht – Theaterspektakel auch für das herkömmliche „Indoor-Theater“, als Theaterstück für jedermann zu entwickeln. Mir fehlte noch etwas die Vorstellung, wie das mit den verschiedenen Locations, in und an denen die Handlung erzählt wird, möglich gemacht werden kann. Aber während der Arbeit an diesem Vorhaben habe ich gemerkt, dass das möglich sein könnte. In jedem Fall ist dieses Theaterstück, diese Theateradaption neu, auch was den Umfang der Schauspieler für das Theaterstück betrifft, denn bislang gibt es den schwarzen Abt nur für eine Hand voll Schauspieler. Ich bin selbst gespannt. Aber jetzt heißt es erstmal: Dezember. Das ist Weihnachten und Sylvester. Bei Kerzenschein und einem knisternden Kaminfeuer schreibt es sich gut, und die Vorstellung, in einem Freilichttheater zu sitzen wirkt da beim Schreiben auch nicht mehr ganz so kalt. Bleibt gespannt!

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