Mit fröhlichem Trinken und geistigem Schreiben auf Goethe`s Spuren…

Diesmal verschlug es uns auf den Spuren Goethes in das Wedevini in Hannover.

Eine Weinhandlung, die nicht nur zum Auffüllen der heimischen Bestände, sondern auch zu so manch einer Veranstaltung im Zeichen des Weines einlädt. Das Thema diesmal sollte „Fröhlich trinken, geistig schreiben“ heißen, und der Vortrag dazu – initiiert von der Goethegesellschaft Hannover e.V. – war alles andere als trocken und sehr unterhaltsam. Was aber daran gelegen haben könnte, dass sich der Vortragende zu genau diesem Vortrag selbst eigens erst vorzubereiten hatte. – Also nicht inmitten einer routinierten Betriebsblindheit drauf loslegte. So hat zum Beispiel Johann Wolfgang von Goethe wohl tatsächlich mit der Geburt zuerst nicht nur das Licht der Welt, sondern auch die satte Farbe des Weines erblickt.

Nach dem Abfallen der Herztöne badete und massierte man ihn gleich nach dem Austragen in einer Wanne mit Wein und siehe da. – Die Herztöne kamen zurück. Das Kind lebte.

Ich denke, die Sinnhaftigkeit aus medizinischer Sicht kann bei einer solchen Geschichte auch einfach mal dahinstehen. Es klingt einfach gut, und als Komödienmacher waren wir für dieses Opening durchaus empfänglich. Hinzu kommt, dass ich mehr und mehr feststellen musste, dass ich gewisse Sprüche dieses großen Weinliebhabers kaum ohne ein gewisses Schmunzeln mitnehme. „Ohne Wein und ohne Weiber hol der Teufel unsere Leiber“ hat Goethe geschrieben. Ich denke, die Message ist eindeutig. Ohne alles, was Spaß macht kann man`s auch gleich lassen. Wer würde da widersprechen. Neben mich gesellte sich ein älterer persischer, 1969 übergesiedelter Herr, der mich darüber aufklärte, dass die meisten hier Lehrer seien. Gut, da hätte ich drauf kommen können. Gereicht wurde Brot, Käse, und natürlich Wein. Kaum ein Dichter soll so viel Wein getrunken haben wie Goethe. Ich muss zugeben, der Gedanke, sich voll des süßen Weines an`s Werk zu machen, hat schon etwas. Aber wenn man sein Pensum in einer halbwegs überschaubare Zeit schaffen, also eine Komödie fertigstellen möchte, dann könnte das gewisse Schwierigkeiten machen. Es ist zudem nicht so, dass es bei einer Komödie nicht auch auf eine gewisse Plausibilität ankäme. Wie bei einem Gedicht, das sich im Normalfall auch noch reimen sollte, kommt es bei einer Komödie zumindest in nicht unerheblichen Umfang ja schließlich auch darauf an, dass ein Schauspieler die Bühne nicht rechts verlassen und links wieder betreten sollte.

Zu sagen gäbe es noch, dass die Location für diese Veranstaltung, eine traditionelle Weinhandlung – noch dazu in einem lauschigen Viertel wie der List in Hannover – kaum besser hätte gewählt werden können.

So sitzen dann ein Komödienschreiber, ein Haufen Lehrer und einige Pensionäre irgendwo hinten in einer Weinhandlung, lauschen Goethes Anekdoten und gießen sich dabei genüsslich Wein in`s System. Herrlich. Ich glaub, ich mach das gern nochmal.

Aber wir müssen Goethe eines zugutehalten. Auch wenn er täglich drei Flaschen getrunken haben soll, hatte der Alkoholgehalt seinerzeit maximal 8 % betragen, und er war angeblich kein Alkoholiker. – Wobei sich bei einer solchen Menge dennoch jeder selbst ein Urteil bilden möge. Insgesamt sehr ungezwungen kam diese ganze Veranstaltung daher, und ich muss sagen, dass mir das sehr entgegen kam. Man hatte auch bei dem Klientel sehr schnell das Gefühl, heimisch zu werden. Selten habe ich Lehrer so passiv erlebt, wie an diesem Abend, und auch das zählt zweifellos zu den Eindrücken, die ich mitgenommen habe. Ich denke, sie haben es genossen, sich einfach einmal entspannt fallen zu lassen und leichte Kost zu genießen, in der es einmal nicht so bierernst, literarisch oder wissenschaftlich zuging. Und da sah ich mich dann wieder bestätigt, dass es auch leichte Unterhaltung geben muss, denn ebenso wichtig, wie die Menschen zum Nachdenken zu bewegen sollte es sein, die Menschen zum Lachen zu bringen. Denn ja, auch Lehrer lachen gern. Sympathisch, wie ich finde.

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