Ich? Zuständig? Nö. Und draußen nur Kännchen…

Ein Augenzwinkern muss erlaubt sein. Und das, was es im – inzwischen deutlich besser als sein Ruf gewordenen – öffentlichen Dienst noch zu belächeln gibt, lässt sich ohnehin auch auf andere Einrichtungen übertragen. Je größer der Laden… .

Dabei fällt mir persönlich übrigens ein: Ich durfte ein Jahr lang die Bundesliga auf Sky verfolgen und zwar für lau! Wie das geht? Keine Ahnung. Dieser Laden hat trotz Lastschriftermächtigung nichts abgebucht und das Sky – Konto dafür mit dem doppelten Preis belastet. Mailen, schreiben, anrufen, nichts half. „Ich geb das an die Fachabteilung weiter“ hieß es. Der Klassiker. Klingt auch irgendwie rund. Und so kompetent. Fachabteilung. Toll. Wow. Das war vor einem halben Jahr. Dann der Brief, es tue ihnen leid, und sie buchen jetzt einen Betrag für das letzte Jahr komplett ab. Das Tolle: Diesen Betrag haben sie wahrscheinlich in der Kaffeepause ausgewürfelt, denn erklären konnte mir den dort niemand. Also widerrufe ich die Lastschrifteinzugsermächtigung und stelle dann fest: „Uns doch egal. Wir buchen trotzdem ab.“ Tss. Hab`s natürlich zurückgeholt. Das ist Wochen her. Und? Reaktion? Null. Das hatten die bestimmt noch nie.

Was lernen wir daraus? Zu viel Kompetenz macht unsympathisch!

Aber wir wollen fair bleiben. Vielleicht hat mich meine Mutter ja auch durch einen ganz dicken Pullover gestillt, und ich bin schon deshalb einfach zu doof, die Formulare meiner privaten Altersvorsorge, meine Gas-Abrechnung, die „Sky-Denke“ und vieles mehr zu verstehen. Im Ergebnis war uns das aber ein Theaterstück wert. Denn inzwischen ist es in den Riesenverwaltungen angekommen, dass die zunehmend kritischer werdende Gesellschaft nicht erst in Zeiten von social media nach Kundenfreundlichkeit verlangt in dem Bewusstsein, dass Verwaltung eben kein Selbstzweck ist. Egal ob öffentlich oder privat.

Mit unserem Theaterstück „Camping, Koks und Hollywood“ wird genau den Verwaltungen der Spiegel vorgehalten, die diesen Weg erst noch vor sich haben.

In dieser Komödie leben die Bewohner auf einer kleinen Hallig mit ihrer kleinen Verwaltung, bis diese dann plötzlich für Touristen erschlossen wird und man sich auf zahlungskräftige Touristen einstellen muss. Das bedeutet für unsere drei Beamten ab jetzt, den Service-Gedanken zu verinnerlichen und Kundenfreundlichkeit zu leben. Aber Kundenfreundlichkeit? Hier? Jetzt sofort? Wozu? Ging doch vorher auch ohne. Veränderungsprozesse solcher Art kennen wir aus der Arbeitswelt, nur eben nicht so überzeichnet und lustig wie hier. Und Übertreibungen dienen bekanntlich nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Einprägsamkeit.

Es wird also eine Unternehmensberatung engagiert, die den Verwaltungsherrschaften nun beibringen soll, was Kundenfreundlichkeit bedeutet und wie man sich in diesem Sinne auf seine Bürger als Zielgruppe fokussiert. Wenn man allerdings verfolgt, wie die Beamten von der „Zielgruppe“ nun auf die Ausstattung des Verwaltungspersonals mit Schusswaffen schließt wird schnell klar: Veränderungsprozesse sind oft ein langer, beschwerlicher Weg sein.

Noch dazu, wo man gerade erst 950 Kartons Formulare bestellt hat.

Der Schlüssel zum Erfolg ist und bleibt das Personal. Das Personal ist ein Produktionsfaktor. Das Personal muss zum Ziel hin entwickelt werden. Also sprechen wir hier von der sogenannten Personalentwicklung. Und die ist eben nicht die Kunst, das Personal so oft über den Tisch zu ziehen, bis es die Reibungswärme für Nestwärme hält.

Überspitzt gesagt: In vielen Einrichtungen managen Mitarbeiter ihren privaten Hausbau in sechsstelliger Höhe ohne Überschreitung des Budgets, nach klar durchdachter Planung und mit am Ende hervorragendem, sichtbaren Erfolg. – Und in ihrer Dienststelle dürfen sie keinen Bestellschein über 50,32 Euro für Büromaterial unterschreiben. Aber die Dienststelle findet das normal. Warum? War immer so. Muss auch irgendwo geregelt sein.

Es geht also in unserer Komödie keinesfalls darum, etwas so darzustellen wie es ist. Auch wenn Verwaltungen auch ohne Übertreibung manchmal schon einen gewissen Unterhaltungswert entfachen. Es geht darum, geleistetes und noch zu leistenden durch Übertreibungen sichtbar zu machen.

Und was mach ich nun mit meinem Sky-Abo? Ich hab`s erstmal gekündigt. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

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