Der Spieleabend und das Jakobustheater Karlsruhe
Was für ein Abend. Was für ein Spieleabend! Es mag das Alter, die Erfahrung, das Erlebte, vielleicht auch das Überstandene und die Frage sein, was uns in diesem Kontext die Gesellschaft zeigt. Vielleicht ist es auch der Wunsch danach auszuprobieren, ob es gelingt, die gesellschaftliche Transformation, die mir auffällt und die es wichtig ist, zu zeigen und auch Fragen daraus zu provozieren, auf einer Bühne sichtbar zu machen. Um, sicher, gemeinsam darüber in einem ersten Reflex zu lachen, dann aber festzustellen: So weit ist dieses Stück von der Realität gar nicht entfernt, oder anders: Es macht die Realität lediglich durch Humor und eine Prise Übertreibung sichtbar. Und das mit einem Lachen! Es ist schließlich eine Komödie. Nach inzwischen weit über vierzig veröffentlichten Komödien, die schon mal gern mit seichtem Humor und Klamauk daherkommen habe ich mich diesmal an etwas Tiefgang gewagt. Dazu treffen sich sechs Freunde in einer Wohnung inmitten der Düsseldorfer Altstadt, als ein provokantes Spiel auf den Tisch kommt, das diese sechs auf manch harte Probe stellt. Die Freunde müssen Position beziehen, im Wettstreit diskutieren aber sich dabei gleichzeitig respektieren. Der friedliche Konflikt, ausgetragen durch ein Spiel, und das auch noch in Karlsruhe. Dem Sitz des Bundesverfassungsgerichts. Es passte einfach alles. Vor allem aber passte die absolut professionelle Vorstellung des Jakobus-Theaters e.V. in Karlsruhe. Ich ziehe nicht nur vor der schauspielerischen Leistung den Hut. Was hier entstanden ist, ist eine aus der Not heraus sehr schnell auf die Beine gestellte Inszenierung, die nach einer schnell notwendig gewordenen Ersatz – Besetzung des Regisseurs mit einer kreativen Regisseurin Caroline Scheringer alles aufbot, was es zu einem Theatererlebnis braucht. Und Caroline Scheringer hat nicht nur als Regisseurin, sondern auch als Schauspielerin gezeigt, was sie drauf hat, und ich war froh, dass ich das erleben durfte. Und sie war nicht das einzige Juwel an diesem Abend. Ihre Schauspiel-Kolleginnen und – Kollegen waren derart glaubhaft, derart agil und voller Spielfreude, dass ich ehrfürchtig dafür dankte, dass ich der mit der Textvorlage dazu sein durfte. Und dann waren da noch diese beiden 23-jährigen, jungen Burschen, ich muss das einfach so sagen, und das ist wirklich liebevoll gemeint: Zwei Bühnentechnik – Kreative, die mittels Beamer, mittels Lichteffekten, aber auch mit einer einladenden Bühnenkulisse alles geschaffen hatten, was diese Inszenierung vollkommen machte. Ich sage das wirklich selten, aber dafür hat es sich gelohnt, dieses Neuland einer tiefgreifenden Komödie zu betreten und ich bin jetzt noch völlig überzuckert von dieser Bühnenleistung. Wow! Übrigens: Aus der Nähe von Hannover nach über vier Stunden Fahrzeit angereist habe ich mir natürlich zuerst das Bundesverfassungsgericht angesehen. Klar. Wenn man schon mal in Karlsruhe ist. Und es wirkt genauso wie im Fernsehen. Und ich weiß jetzt auch, warum die Polizisten mit Maschinenpistolen hinter der dicken Absperrkette stehen. Gut, da hätte ich drauf kommen können. Bin ich aber nicht. Nette Leute diese Karlsruher. Auch die Polizisten waren nett und zeigten viel Verständnis für einen verpeilten Theaterautor, der wie ferngesteuert vor diesem ehrwürdigen Gebäude hin und herlief. Immer auf der Suche nach einem möglichst imposanten Selfie, das ich übrigens auch nicht gut kann. Und das sieht man auch. Was soll`s. Ein Blick auf die Uhr verriet mir: Wenn ich noch etwas essen und mich umziehen möchte, wäre jetzt die Gelegenheit, wieder das Hotel aufzusuchen. Und so fand ich dann ein nettes Restaurant, gönnte mir ein Glas Wein zum Essen, um, zugegeben, mit genau diesem Wein im Theater empfangen zu werden. Nach der Vorstellung auf der Bühne brach es dann heraus. Meine Anerkennung dieser beschriebenen Leistung aller, die daran mitgewirkt hatten musste ich einfach auch dem Publikum ungefragt kunttun. Danach durfte ich alle Akteure auf, vor und hinter der Bühne näher kennenlernen, um danach mein ebenso prägnantes wie treffendes Fazit zu ziehen, das ich eingangs schon erwähnte: Was für ein Abend. Was für ein Spieleabend. – Danke!